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100 Jahre kfd St. Marien

Jubiläumsfeier am 16. Juni

Die Katholische Frauengemeinschaft St. Marien wird 100 Jahre alt. Dieses Jubiläum wurd gefeiert am Samstag, dem 16. Juni 2012 mit einer heiligen Messe in St. Marien mit dem Präses, Dechant Dr. Wolfgang Picken, und dem kfd-Stadtpräses, Dechant Bernd Kemmerling. Der Frauenchor Tonino gestaltete unter der Leitung von Bernd Wallau die Messe musikalisch. Anschließend ging es mit dem Bus nach Kornelimünster.

In unserem Pfarrarchiv ist zu lesen, dass bereits 1893 Dechant Hermann-Josef Winter an St. Marien einen kath. Frauenverein gegründet hat für (Zitat) „Die Ausübung christlicher Liebeswerke, d.h. gemeinschaftliches Nähen und Stricken für die Armen, Sorge für arme Kranke, für bedürftige Wöchnerinnen, Sorge für verwahrloste Mädchen und Kinder“. Aufgerufen waren alle Frauen und Jungfrauen vom 21. Lebensjahr an. Die Chronik sagt uns leider nicht, wie lange es diesen Verein, eingetragen waren 16 Frauen, gegeben hat.

Wir schreiben das Jahr 1912, ein Schaltjahr. In Deutschland herrscht der letzte Kaiser, Wilhelm II. Die Lebenserwartung liegt bei Jungen bei 47 und bei Mädchen bei 51 Jahren. Rigide Moralvorstellungen prägen die kaiserliche Gesellschaft. Frauen arbeiten teilweise unter schweren Bedingungen, um den notwendigen Lebensunterhalt zu sichern. Frauen haben in der Öffentlichkeit keine Bedeutung. Erst seit 1919 dürfen auch sie in Deutschland wählen. In diesem Jahr wird auch ein kleiner Junge geboren, Joseph Bontenbroich, der viele Jahre später und dann für viele Jahre geistlicher Begleiter der kfd St. Marien sein wird. In vielen Pfarreien treffen sich Frauen zum gemeinsamen Gebet und zum Dienst an den Kranken und Armen. Soziales Handeln aus christlicher Nächstenliebe ist der Mittelpunkt ihrer Arbeit. Aus diesen lockeren Verbindungen entstehen allmählich organisierte Gruppen, die zunächst in der Regel den Namen „Mütterverein“, später dann „Frauen- und Müttergemeinschaft“ tragen, so auch in St. Marien. Verbrieft ist hier eine Einladung von 1952 zum 40jährigen Bestehen dieser Frauengemeinschaft. Und nach der offiziellen Gründung des Bundesverbandes der kfd im Jahr 1968 schloss sich die Frauengemeinschaft St. Marien diesem Verband an.

Und nun schreiben wir 2012, wieder ein Schaltjahr. Heute sind wir ein freiheitlich-demokratischer und sozialer Rechtsstaat. Die Lebenserwartung hat sich bei Jungen wie bei Mädchen um 30 Jahre erhöht. Und wir Frauen haben uns emanzipiert! Heute wird die kfd St. Marien getragen von nun 71 Mitgliedern, von 16 über 80jährigen, drei über 90jährigen und einem 100jährigen Mitglied. Unsere kfd hat Frauen, die dieser Gemeinschaft seit 40, 50, ja sogar 60 Jahren die Treue halten. Ihnen gebührt an dieser Stelle ein ganz besonderes Dankeschön.

Und immer noch sind wir eine Frauengemeinschaft, die engagiert ehrenamtlich soziale Dienste tut. Es sind der 14-tägig stattfindende Seniorennachmittag, die Frauenfriedensmesse, es sind die vielen Glückwünsche zu runden Geburtstagen und zu Weihnachten, es sind die Caritassammlung, der Babykorb und der Basar.

Und in bleibender Erinnerung ist der von der Frauengemeinschaft organisierte Karneval „Maatwiever vom Knollevedel“, der mehr als 20 Jahre für Hochstimmung sorgte und den Pfarrsaal ins Wanken brachte.

Freuen wir uns nun darüber, dass wir so „alt“ werden durften.

Und eine Besonderheit gibt es bei uns: Mitglied unserer Frauengemeinschaft ist ein verwitweter Ehemann, der schon zu Lebzeiten seiner Frau die Zeitschrift „Frau und Mutter“ so gern mitgelesen hat.

Rita Everschor

 


Bilder: © privat