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140 Jahre Kirchenchor St. Servatius

Einer der ältesten Chöre im Bonner Raum feierte Jubiläum

Im Rahmen des Kirchfestes von St. Servatius, am Sonntag, den 7. September 2014, bot der Kirchenchor zu seinem 140‐jährigen Bestehen, ein außergewöhnlich beeindruckendes Konzert. In der vollbesetzten Kirche wurde das „Dettinger Te Deum“ von Georg Friedrich Händel unter der Leitung von Stefanie Zimmermann aufgeführt.

Es wirkten mit, das Bad Godesberger Kantatenorchester, ein Bläserensemble, sowie Solisten aus den Reihen des Chores. Händel schrieb dieses Werk, als englischer Hofkomponist, aus Anlaß des Sieges des britischen Königs Georg II. bei Dettingen am Main, im österreichischen Erbfolgekrieg.

Ein ausgedehntes Orchestervorspiel, mit Pauken und Trompeten, bereitete besonders feierlich den ersten glanzvollen Einsatz des Chores vor. Dieser festliche Charakter wurde auch in den nächsten Sätzen fortgeführt. Schon hier konnte der Chor stimmgewaltig sein ganzes Können unter Beweis stellen. Reizvoll waren die Wechsel der Chorabschnitte mit Solopartien durch die Alt‐Solistin Irmgard Redecker. Mit ihrer warmen und ausdrucksstarken Stimme setzte sie wunderbare Akzente in diesem Konzert.

In den Bass‐Arien wusste Thomas Hußmann seine Stimme hervorragend in das Wesen der jeweiligen Sätze einzubringen. Der Lobpreis „Du bist der Ehren König“ begann mit einer Bass‐/Trompetenarie, in deren weiteren Verlauf der Chor miteinstimmte. Die darauffolgende Arie „Als du auf dich genommen“ wurde von ihm mit großer Musikalität vorgetragen.

Für das Trio gesellte sich Thomas Boenke als Tenor‐Solist souverän zu den beiden anderen Solisten. Dieser „Unterstimmenchor“ stellte noch einmal ein anderes Klangspektrum in Händels Komposition dar. Es schloss, nur von der Bassgruppe begleitet und wunderbar vorgetragen, mit dem Text „Und du kommst, so glauben wir, herab zum Gericht“.

Die anschließende Trompetenfanfare führte dann in zwei langsame Chorsätze „Und darum flehn wir“, sowie „Nimm uns auf in deiner heil´gen Zahl“. Eindrucksvoll wurde die Ernsthaftigkeit dieser Sätze vom Chor vorgetragen. Mit dem anschließenden Lobgesang „Tag für Tag, sei Dank und Lob dir“ bewies der Chor durch klare Stimmführung auch in der Fuge dieses Satzes seine hohe Qualität. Nach einer einfühlsam vorgetragenen Bass‐Arie folgte dann der Schlusssatz, in dem der Chor mit viel Emotion die Freude, Gott durch die Musik zu loben, dem Publikum vermittelte.

Zum Abschluss des Konzertes musizierten Chor und Orchester das Halleluja aus dem Messias von G.F. Händel. Ein begeistertes Publikum würdigte die Leistung des Chores, der Solisten und des Orchesters mit langem Applaus. Eine Ausstellung mit zahlreichen Fotos und Zeitungsartikeln aus der bewegten Geschichte des Chores rundete diesen beeindruckenden Konzertabend ab.

Zur Presse ...


Geschichte des Kirchenchores St. Servatius

1874 bis 2014 – so lange besteht schon ein Kirchenchor an der Servatiuskirche. Die Sangesfreude in unserer Gemeinde war zur Zeit der Gründung groß, sie wurde in mehreren Vereinen gepflegt, und es wuchs der Wunsch, auch die kirchlichen Ämter und Anlässe regelmäßig musikalisch zu umrahmen. So entstand unser Kirchenchor. Allerdings sah er damals anders aus als heute: Nur Männer traten in der Kirche auf; hohe Stimmen wurden von Knaben gesungen.

Doch die äußeren Entwicklungen machten auch vor dem Kirchenchor nicht halt. Der erste Weltkrieg brachte eine grundsätzliche Änderung: Frauen wurden aufgenommen, um den Mangel an Chorknaben und die Lücken auszugleichen, die der Krieg in die Reihen der Sänger gerissen hatte. Seitdem singt der Kirchenchor als gemischter Chor. Schlimmer noch die Auswirkungen des zweiten Weltkriegs: Friesdorf verlor bei der Bombardierung am 21. Dezember 1944 seine Kirche - und der Chor seinen Chorleiter, der nach der Probe für das Weihnachtskonzert in den Trümmern der Kirche den Tod fand.

Nun bewährten sich der gute Zusammenhalt im Chor und die Treue zur Aufgabe die Gottesdienste durch den Gesang inniger zu gestalten und dem Glauben auch in der Musik Ausdruck zu verleihen. Tapfer wurde in der Notkirche geprobt und gesungen. Immer wieder sprangen engagierte Menschen ein, um in der Notzeit als Dirigenten oder Chorvorsitzende auszuhelfen. Ab 1950 war die neue Kirche für Gottesdienste freigegeben. 1953 wurde eine neue Orgel installiert, der wiederum 1996 ein Neubau durch die Orgelfirma Schulte erfolgte. Der Chor erreichte ein beachtliches gesangliches Niveau und überzeugte bei eindrucksvollen Auftritten, z.B. 1965 im Palais Schaumburg vor dem damaligen Bundeskanzler Erhard oder später im Trierer und im Limburger Dom und in der Maastrichter Servatiuskirche. In den 90er Jahren wuchs der Chor sogar auf über 80 Mitglieder an.

„Der Chor hat das Leben der Pfarrgemeinde bereichert in guten wie auch in schweren Stunden“, fasste Georg Bauerfeind anlässlich des Jubelfestes zum 100-jährigen Bestehen zusammen.

Heute verfügt der Chor über knapp 40 aktive Sängerinnen und Sänger und bearbeitet ein breites Spektrum älterer und neuer geistlicher und auch weltlicher Musik. Zahlreiche inaktive Mitglieder unterstützen die Arbeit des Chores.

In der Kirche St. Servatius beschreibt eine Fotoausstellung die bewegte Geschichte des Chores in 140 Jahren. Interessierte Gäste oder Sängerinnen und Sänger mit Freude am Gesang sind herzlich willkommen und können an unseren Proben teilnehmen. Wir treffen uns jeweils donnerstags um 20 Uhr im Probenraum unseres Pfarrzentrums neben der Kirche.

Bild: © privat